Myoreflex Behandlung
Eine Myoreflextherapie-Sitzung dauert je nach Therapeut und Ziel zwischen 30 Minuten und einer Stunde.
Schlüsselpunkt: der Atlas (erster Halswirbel)
Oftmals beginnt die Myoreflex-Sitzung mit einer Palpation (Abtasten) des Atlas d.h. ersten Halswirbels. Hierbei können Fehlstellungen erkannt und bereits in dieser frühen Phase beeinflußt werden. Sehr viele Muskeln des Halses und des Schultergürtels setzen am Atlas an. Die Atlaspalpation bewirkt unter anderem eine Entspannung aller Körpermuskeln (eine Herabsetzung des Muskeltonus). Diese fällt dem Patienten oft durch eine spontane Verbesserung bei der Kopfdrehung auf: ohne Anstrengung oder Schmerzen kann der Kopf weiter nach links und rechts gedreht werden.
Ein weiterer möglicher Effekt der Atlasbehandlung: die Wirbelarterie (Arteria vertebralis) verläuft durch den Atlas hindurch und beschreibt dort zwei scharfe Wendungen von teilweise mehr als 90°. Eine positive Beinflussung der Atlasstellung kann den Blutfluß und somit die Blutversorgung wichtiger Hirnbereiche verbessern.
Der weitere Behandlungsablauf wird individuell auf den Patienten angepaßt. Gemeinsam ist allen Behandlungen der Einfluß auf einzelne Muskeln oder Muskelketten durch Druckpunktstimulation. Oft wird der Bereich, wo der Muskel am Knochen angewachsen ist, mittels Daumen oder Finger gedrückt. Dies ist deutlich zu spüren, der Druckschmerz läßt aber schon in kurzer Zeit nach, während der Muskel sich deutlich fühlbar entspannt. Dieser kurzzeitige Schmerz wird zumeist sogar von Kleinkindern leicht toleriert, die ihn oft als „Wohlweh“ bezeichnen.
Oft berichtet der Patient von Ausstrahlungen in andere Körperregionen. So kann eine Behandlung am Hals oder am Schulterblatt bis zum kleinen Finger ausstrahlen. Einhergehend mit dem Entspannen des Muskels zieht sich dieses Gefühl immer weiter zurück und verschwindet nach kurzer Zeit ganz. Die Rückmeldung des Patienten über diese Ausstrahlungen helfen dem Therapeuten, die Behandlung zu optimieren.
Auswahl der Behandlungspunkte bei einer Myoreflex-Behandlung
Der Therapeut legt die Auswahl, Umfang und Reihenfolge der zu behandelnden Muskeln nach unterschiedlichen Kriterien fest:
- Erfahrung
- Meridianverläufe: die Meridiane oder Leitbahnen der Chinesischen Medizin sind oft deckungsgleich mit Muskelketten und können als Wegweiser durch eine Behandlung führen.
- Ausstrahlungen oder andere Hinweise wie Schmerzen oder Einschränkungen, die vom Patienten kommen.
- Bisherige Behandlungen und Fortschritte.
Bei der ersten Behandlung bleibt der Patient zumeist passiv. Muskeln werden gelöst, was oft zu einer spontanen Erleichterung führt. Zugleich wirkt die Behandlung aber auch nach und der Körper bzw. das Gehirn verbessert bisher eingeschränkte Bewegungsabläufe dauerhaft.
Bei weiteren Behandlungen wird der Patient dann auch selbst aktiv: Nachdem ein Muskel oder eine Muskelgruppe „gelöst“ wurde, bringt der Therapeut ein Gelenk, z.B. das Hüftgelenk in maximale Dehnung und der Patient arbeitet dann in dieser mechanisch ungünstigen Position gegen die Kraft des Behandlers an, was zu einer raschen totalen Erschüpfung des Muskel führt. Oftmals geht das mit Muskelkater am folgenden Tag einher, als hätte der Patient den Muskel über längere Zeit sehr stark beansprucht bzw. ausgiebig trainiert. Diese aktive Dehnung mit Krafteinsatz führt oft zu sehr schnellen Fortschritten.
Den Effekt der Muskelaktivierung in der Dehnung kann der Patient auch außerhalb der Behandlung mit den eigens entwickelten KID-Übungen nachvollziehen und so den Verlauf positiv beeinflussen. Bei regelmäßigem Wiederholen der KID-Übungen bleiben Patienten oftmals über lange Perioden frei von Beschwerden.